Die Corona-Krise ist allgegenwärtig und hinterlässt ihre Spuren. Auch beim Thema Wohnen. Wie werden wir in Zukunft leben? Oder läuft einfach alles weiter wie bisher?
Viele Dinge haben sich während der Corona-Krise verändert, so auch die Ansprüche an das Wohnen. Menschen die auf der Suche nach einer eigenen Wohnung oder einem Haus sind, wollen nicht mehr länger nur eine Wertanlage oder Profit. Es geht nun wieder stärker um das Bedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit und Qualität. Auch der Wert der Natur ist eindringlicher in unser Bewusstsein gerückt. Die freie Zeit im Grünen genießen zu können ist während des Lock-Downs wichtiger geworden, als eine gute Verkehrsanbindung. Dafür steigt auch die Bereitschaft, aus der Stadt zu ziehen und weitere Wege in Kauf zu nehmen.
Doch wird sich die Krise auch auf die Grundrisse der Wohnungen auswirken? Hat der Trend zu ineinanderfließenden Wohnräumen weiter seine Berechtigung? Ich sehe hier eine klare Wende für die Zukunft. Aufgrund des Bedürfnisses, von Zuhause aus arbeiten zu müssen, wird sich der Trend der offenen Wohnküche verändern. Die Kücheninsel wird durch einen in der Mitte positionierten Esstisch ersetzt. Als größerer Raum, getrennt vom Wohnzimmer, wird die Küche wieder stärker in den Mittelpunkt rücken.
Betrachten wir die Bedürfnisse einer Familie, wird das Wohnzimmer wieder kleiner werden, dafür aber eine untergeordnete Funktion mit einem Arbeitseck bekommen. Auch im Schlafzimmer könnte Platz für eine Arbeitsniesche gemacht werden. Wird der Schreibtisch hinter dem Betthaupt platziert, bleibt die Sicht aus dem Bett frei. Das Kinderzimmer könnte etwas kleiner organisiert werden, da sich der Spielraum vermehrt in das Wohnzimmer verlegt und der Raum hauptsächlich zum Schlafen oder als Rückzug genutzt wird.
Die internationale Trendforscherin Lidewij Edelkoort sieht die Krise als Bremse unserer bisherigen kurzweiligen Wohn- und Modetrends: „Nach Monaten des Lockdowns durch die Coronavirus-Pandemie mussten sich viele Menschen damit auseinandersetzen, was sich ändern könnte, wenn wir ‘zurück zur Normalität‘ gehen. Dabei war die Welt schon in den letzten Jahren an einem Punkt angelangt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Angesichts der Tatsache, dass unsere Erde jedes Jahr von großen Bränden, Überschwemmungen und Stürmen heimgesucht wird, die globale Erwärmung unaufhaltbar ist, Tiere aussterben und auch die Menschheit zu einer gefährdeten Spezies wird, ist Veränderung unvermeidbar.“
Eine Besinnung zurück zur Nachhaltigkeit, zur Hilfsbereitschaft, mehr sozialen Kontakten, zur Wertschätzung der Natur wäre wünschenswert. Ich bin gespannt und freue mich die ersten Projekte in dieser Ausrichtung zu entwickeln.