Bei bon ton in der Naglergasse 17 im ersten Wiener Gemeindebezirk gibt es ausgewähltes handgefertigtes Geschirr von Künstlern und kleinen Manufakturen Europas. Ulrike Nachbargauer hat mit der bon ton Gründerin Brigitte Amort über die Wichtigkeit von Handwerk und Nachhaltigkeit gesprochen.
Ulrike Nachbargauer:
In ihrem Geschäft sieht man die Vielfalt des Porzellans und der Keramik sowie die unterschiedlichen Arten der Gestaltung. Was ist ihr spezieller Zugang zur Keramik?
Brigitte Amort:
Ich habe selber einen Keramikkurs gemacht und bei diesem Kurs ist die Idee entstanden dieses Geschäft zu gründen. Ursprünglich waren wir zu Zweit. Wir waren beide in dem Kurs, um mit den Händen etwas zu machen. Dabei haben wir entdeckt, wie viele schöne Dinge es aus Keramik gibt, die durchaus zeitgemäß sind und in ein modernes Ambiente passen. Und so ist dann aus der Bearbeitung des Materials die Idee entstanden. Wenn man das Material nie in der Hand gehabt hat, weiß man auch nicht was dahinter steckt. Eine einfache Schale zum Beispiel kann auch sehr banal wirken, aber in dieser Einfachheit ist oft das Können des Künstlers und die Schönheit verborgen. Der Künstler muss wirklich geerdet und zentriert sein, sonst kann er auf der Drehscheibe gar nichts machen.
Ulrike Nachbargauer: Ich finde man spürt einen deutlichen haptischen Unterschied, wenn ich hier eine handgefertigte Tasse bei Ihnen angreift und diese mit einer industriell gefertigten Tasse vergleiche.
Brigitte Amort: Haptik und Struktur sind wesentliche Punkte in der Keramik. Glatt ist nicht gleich glatt. Das Porzellan von Frau Schrader zum Beispiel wird drei mal geschliffen damit die Oberfläche ganz glatt wird. Die Tassen sind fast wie Handschmeichler. Für die Künstler sind ihre Keramiken und ihre Porzellane wie ihre Kinder an denen sie mit aller Hingabe arbeiten. Viele machen Keramik und Porzellan auf handgemacht. Ich weiß nicht woran es liegt, aber man spürt und sieht den Unterschied.
Ulrike Nachbargauer: Das kenne ich auch aus meinem Beruf. Ich schaue auch immer auf Produkte, die eine Seele haben. Ich glaube, dass es Menschen gibt, die das spüren und das Besondere suchen. Und das sind auch Dinge, die ein Leben lang diesen Wert behalten. Das ist auch mein Zugang bei meiner Arbeit.
Brigitte Amort: Es geht auch darum das Handwerk zu würdigen. Denn der Handwerker muss viel mehr Fähigkeiten haben, als der Designer. Der Designer zeichnet das Objekt, aber der Handwerker ist verantwortlich für das Material, für die Zusammensetzung, das Design, und bei der Keramik und dem Porzellan speziell auch die Glasur. Die Glasur ist noch einmal ein ganz eigenes Kapitel für sich. Das heißt, der Handwerker braucht wirklich ein allumfassendes Wissen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist für mich auch die Nachhaltigkeit. Es gibt in Europa genügend Handwerker, die wunderschöne Dinge machen. Aus diesem Grund verkaufen wir bei Bon Ton dezidiert nur Handwerk aus Europa. In dem Moment, wo ich wieder etwas importierte, passt die Nachhaltigkeit nicht mehr zusammen.
Ulrike Nachbargauer: Mein Motto ist:“ Lieber ein schönes Ding, als zehn hässliche.“ Es ist auch eine Lebensqualität sich mit schönen Dingen zu umgeben.
Brigitte Amort: Ja, ich freue mich immer wenn ich sehe, dass dieses Bewusstsein in der Zukunft wertgeschätzt wird. Es kommen immer wieder Studenten rein und kaufen sich eine Tasse. Hier kostet eine Tasse vielleicht 30 Euro und dort nur 5 Euro. Aber ein wesentlicher Unterschied ist, wenn ein Häferl nur 5 Euro kostet, dann hat jemand umsonst gearbeitet. Dann ist es auf Kosten eines anderen entstanden.
bon ton – Der Salon für moderne Keramik
Naglergasse 17
1010 Wien
Öffnungszeiten:Di-Fr 10h-18hSa 10-17h
Montag geschlossen
https://www.bonton-keramik.com/